Kommunikation

Wie kann ich die “Sprache der Giraffen” lernen?

Die "Sprache der Giraffen", auch bekannt als Gewaltfreie Kommunikation (GfK) nach Marshall Rosenberg, ermöglicht es, Konflikte konstruktiv anzugehen, Beziehungen zu verbessern und Menschen dabei zu unterstützen, ihre Bedürfnisse zu erkennen und zu erfüllen.

In der Sozialen Arbeit ist eine wertschätzende, empathische Kommunikation von zentraler Bedeutung. Die GfK bietet hierfür einen konkreten Ansatz, der leicht erlernbar ist und in vielfältigen Kontexten angewendet werden kann. Sie fördert Selbstreflexion und die Fähigkeit, auch in herausfordernden Situationen respektvoll zu kommunizieren.

Durch die Anwendung der GfK können Sozialarbeiter*innen:

  • Vertrauensvolle Beziehungen zu Klient*innen aufbauen

  • Konflikte deeskalieren und konstruktiv lösen

  • Die Selbstwirksamkeit und Eigenverantwortung von Klient*innen stärken

  • Eigene Grenzen wahren und Burnout vorbeugen

  • Teamkonflikte konstruktiv angehen

Übrigens wird die Gewaltfreie Kommunikation als "Sprache der Giraffen" bezeichnet, weil die Giraffe wichtige Eigenschaften dieses Ansatzes symbolisiert. Die Giraffe hat das größte Herz aller Landtiere, was die Einfühlsamkeit und Verbindung auf Herzensebene in der Gewaltfreien Kommunikation repräsentiert. Der lange Hals der Giraffe steht symbolisch für den Überblick und Weitblick in Konfliktsituationen. Obwohl die Giraffe stark genug wäre, um einen Löwen mit einem Tritt zu töten, setzt sie ihre Kraft nur ein, um Leben zu schützen - dies symbolisiert den gewaltfreien Einsatz von Stärke in der Kommunikation. So verkörpert die Giraffe Empathie, Perspektive und friedvolle Kraft, die in der Gewaltfreien Kommunikation angestrebt werden (Bitschnau, 2008, S. 51).

Im Folgenden schauen, wie dieser Kommunikationsansatz konkret erlernt und angewendet werden kann.

Die vier Komponenten der Gewaltfreien Kommunikation

Die GfK basiert auf vier Komponenten, die sowohl für den Selbstausdruck als auch für empathisches Zuhören genutzt werden (Bitschnau, 2008, S. 53):

  1. Beobachtung

  2. Gefühle

  3. Bedürfnisse

  4. Bitten

1. Beobachtung

Der erste Schritt besteht darin, eine Situation oder ein Verhalten wertfrei zu beobachten und zu beschreiben, ohne zu interpretieren oder zu bewerten. Dies schafft eine gemeinsame Faktenbasis (Bitschnau, 2008, S. 53-55).

Gesprächstipps:

  • Trenne Beobachtung und Bewertung

  • Beschreibe konkrete, beobachtbare Handlungen

  • Vermeide Verallgemeinerungen wie "immer" oder "nie"

  • Stelle Dir vor, die Situation würde gefilmt - was wäre sichtbar?

2. Gefühle

Im zweiten Schritt werden die Gefühle benannt, die durch die beobachtete Situation ausgelöst wurden. Dabei ist es wichtig, echte Gefühle von Pseudogefühlen und Interpretationen zu unterscheiden (Bitschnau, 2008, S. 56-59).

Gesprächstipps:

  • Verwende "Ich-Botschaften"

  • Benenne konkrete Gefühle wie "frustriert", "enttäuscht", "froh", “traurig”, “einsam”, …

  • Vermeide Formulierungen, die nicht Deine eigenen Gefühle benennen, sondern die sich auf die andere Person beziehen, wie "Ich fühle mich ignoriert" (=”Du ignorierst mich”) oder “Ich fühle, dass bei Dir ‘was nicht stimmt” (=kein Gefühl, sondern ein Urteil oder Vorwurf)

  • Erweitere Deinen Gefühlswortschatz, Du wirst sehen, wie viele Gefühle es gibt, von denen Du noch nie gehört hast (zumindest geht es mir immer wieder so, wenn ich meinen Gefühlswortschatz erweitere).

3. Bedürfnisse

Der dritte Schritt besteht darin, die Bedürfnisse zu identifizieren, die hinter den Gefühlen stehen. Bedürfnisse sind universell und werden von allen Menschen geteilt (Bitschnau, 2008, S. 59-61).

Gesprächstipps:

  • Unterscheide zwischen Bedürfnissen und Strategien. Hinter der “Strategie” “Eis essen gehen” können verschiedene Bedürfnisse stehen: ein Bedürfnis nach Nahrung (Eis essen, um satt zu werden), nach Unterhaltung (Eis essen, um sich dabei zu unterhalten), nach Bewegung (zur Eisdiele gehen, um einen Grund für einen Spaziergang zu haben). Je nach Bedürfnis gibt es auch viele alternative Strategien.

  • Formuliere Bedürfnisse positiv, z.B. “Ich habe ein Bedürfnis, etwas Süßes zu essen”)

  • Vermeide versteckte Vorwürfe wie "Ich habe ein Bedürfnis, dass Du öfter Eis mit mir essen gehst". Denn wenn Du ein Bedürfnis formulierst, so heißt das noch lange nicht, dass Dein Gegenüber es erfüllen muss. Es geht nur darum, Dir bewusst zu werden, dass Du ein konkretes Bedürfnis hsst.

  • Achte auf universelle menschliche Bedürfnisse wie Sicherheit, Zugehörigkeit, Autonomie.

4. Bitten

Im letzten Schritt wird eine konkrete, positive und umsetzbare Bitte formuliert. Diese zielt darauf ab, die eigenen Bedürfnisse zu erfüllen, ohne die Bedürfnisse anderer zu missachten (Bitschnau, 2008, S. 61-62).

Gesprächstipps:

  • Formuliere die Bitte konkret und handlungsorientiert

  • Bitte um etwas Positives, nicht um ein Unterlassen

  • Vermeide Forderungen oder Drohungen

  • Bleib offen für ein "Nein" und alternative Lösungen

Übungen zum Erlernen der GfK

Um die "Sprache der Giraffen" zu erlernen, sind regelmäßige Übung und Reflexion wichtig. Folgende Übungen können dabei helfen:

  1. Gefühlsjournal: Notiere täglich Deine Gefühle und die dahinterliegenden Bedürfnisse.

  2. Umformulieren: Übe, Vorwürfe oder harte in GfK-Aussagen umzuformulieren.

  3. Aktives Zuhören: Hören Deinem Gegenüber empathisch zu und spiegle Deine Gefühle und Bedürfnisse.

  4. Rollentausch: Versetz Dich in schwierigen Situationen in die Perspektive des anderen.

  5. GfK-Selbstempathie: Wende die vier Schritte auf Dich selbst an, wenn Du gestresst bist.

Fazit

Durch die konsequente Anwendung der vier Komponenten - Beobachtung, Gefühle, Bedürfnisse und Bitten - können Konflikte entschärft, Beziehungen gestärkt und die Bedürfnisse aller Beteiligten berücksichtigt werden.

Das Erlernen dieser Kommunikationsform erfordert Übung und Geduld. Mit der Zeit wird sie jedoch zu einer natürlichen Haltung, die in vielen Bereichen der Sozialen Arbeit gewinnbringend eingesetzt werden kann. Sie fördert Empathie, Selbstreflexion und die Fähigkeit, auch in herausfordernden Situationen respektvoll und lösungsorientiert zu agieren.

Sozialarbeiter*innen, die die GfK beherrschen, können nicht nur ihre Klient*innen besser unterstützen, sondern auch ihre eigene Arbeitszufriedenheit und Resilienz stärken. Die "Sprache der Giraffen" ist somit eine Bereicherung sowohl für die professionelle Praxis als auch für die persönliche Entwicklung in der Sozialen Arbeit.

Literatur

Bitschnau, K. I. (2008). Die Sprache der Giraffen. Zur Qualität zwischenmenschlicher Beziehungen. Wie die GFK Ihr Leben verändern kann. Paderborn: Junfermann.

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Dieser Text wurde teilweise unter Verwendung von Perplexity AI erstellt, fachlich geprüft und überarbeitet.

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